Als Karpfenangler wollen wir möglichst selektiv, also gezielt auf unseren Zielfisch angeln. Leider haben verschiedene Weißfische wie Döbel und Brassen, aber auch karpfenartige wie Schleie oftmals dieselben Fressgewohnheiten und Standorte wie Karpfen.
Wir stehen also als Karpfenangler stets vor dem Zwiespalt eine möglichst attraktive Nahrungsquelle ins Wasser zu bringen, die gleichzeitig nicht so attraktiv ist, dass uns andere Fische ständig am Haken baumeln.
Der Boilie an sich ist bereits eine Antwort auf dieses Grundproblem. Teig wird gekocht, um den Angelköder möglichst resistent und eben weniger attraktiv zu machen. Grundsätzlich ist ungekochter Teig immer attraktiver und somit fängiger auf alle Fischarten, auch auf Karpfen. Da bin ich mir sicher. Das kochen kam als Prozess nur hinzu, um den Angelköder so hart zu bekommen, dass er unfressbar für kleinere Fische wird und lange am Haar hält.
Dennoch ist ein Boilie keine Allheilmittel, wie wir immer wieder schmerzlich feststellen. Spätestens wenn gerade beim Einschlafen der Swinger langsam aber stetig absinkt. Auch ich werde euch hier nicht den Wunderköder präsentieren, mit dem ihr garantiert keine Beifänge mehr verzeichnet. Dennoch gibt es ein paar Ansätze, die helfen Brassen und Co. das Festmahl zu verhageln.
Zunächst solltet ihr bei allzu vielen Brassenattacken die Boiliegröße erhöhen. Ich habe die Erfahrung gemacht, das bereits ab 22 Millimetern Durchmesser viel weniger Aktion auf dem Platz ist. Das setzt natürlich voraus, dass grundsätzlich keine kleineren Boilies gefüttert werden. Denn sobald etwas Fressbares von den Brassen identifiziert wird, werden sie über dem Futter stehen und ewig alles herumliegende Futter „ablutschen“, bis sie sich irgendwann an eurem Rig aufhängen. Das muss nicht einmal durch Einsaugen des Hakenköders passieren. Ich habe diese Biester schon an den unmöglichsten Stellen gehakt, weil sie wie wild ihre Köpfe über den Platz schoben. Alle Größen zwischen 22 und 30 Millimeter Durchmesser sollten aber schnell für Missmut bei den Klodeckeln sorgen.
Ähnlich wie die Größe ist auch die Härte der Boilies ein Kriterium, dass euch zuträglich sein kann. Je härter, desto schneller werden Brassen die Lust am Lutschen verlieren. Allerdings büßt ihr mit extrem harten Boilies auch sehr viel Attraktivität bzw. Lockwirkung ein. Extrem harte Köder sind deshalb nur etwas für Langzeitfutterplätze bei denen Karpfen genug Zeit haben die Köder auch visuell wahrzunehmen. Redet mal mit Olli darüber. Er hat seine ganz eigene Meinung zu Boilies, die mit viel Eggalbumin und Blutmehlen extrem hart gemacht werden. Dennoch rollt euch die Firma Selfmad-Baits die Köder auf Bestellung (Rollservice) so hart wie ihr sie wollt! Falls ihr gewillt seid euer eigenes Rezept hier abrollen zu lassen, lasst euch unbedingt ein paar superscharfe Komponenten mit in den Teig einarbeiten Chili oder Black Pepper Öl sind ein guter Ansatz, um brassenfeindliche Köder zu kreieren.
Was Brassen lieben sind alle Formen von tierischen Proteinen. Sie scheinen besonders Innereien zu lieben. Köder die viel Lebermehl enthalten, wie der Instinct oder Krill&Spice sind meine ausgesprochenen Lieblingsköder. Doch auch Brassen lieben diese Zutat. Wenn‘s gar nicht geht, muss ich auch auf meine Lieblingssorten verzichten und probiere es eher mit Milchprotein- oder Kohlenhydratstarken Boilies wie Birdy Plum oder Sweet Insect.
Zu Guter letzt liegt ein möglichst brassenresitenter Futterplatz auch an der Art wie und in welchen Mengen das Futter ins Wasser gebracht wird. Wenige Boilies, die weit verteilt auf dem Gewässergrund liegen, werden die Brassen nicht sonderlich interessieren. Die Futterschaufel lasse ich mittlerweile deshalb zuhause. Ich verteile Boilies lieber einzeln mit der Hand. So habe ich mehr Kontrolle über die Streuung und Menge.
Alles in allem ist es wohl eine Kombination aus allen oben genannten Punkten, die heftige Brassenattacken vermeidet. Wer möglichst große, harte Boilies mit einer ordentlichen Portion Schärfe und weniger Proteingehalt in geringerer Menge über einen großen Platz verteilt, darf damit rechnen, deutlich weniger Brassen zu fangen.
Dennoch möchte ich abschließend folgendes betonen: Ich fange persönlich lieber zwei Brassen und drei Karpfen pro Session, als bloß einen einzigen Karpfen, weil ich den Platz maximal unattraktiv befüttert habe. Die meisten genannten Maßnahmen, die ihr hier erfahren habt, werden auch eure Bissfrequenz bei den großen Rüsslern verringern. Also immer mit Bedacht bei der Selektion vorgehen!